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DHH841 > AGZ      06.11.11 11:13l 158 Lines 7579 Bytes #999 (360) @ BAY
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(c) AGZ e.V. 2001-2011              DL: HamRadio 2day 382-2011
                                              6. November 2011
                               
                      Autor und Redakteur
                         Ralph, DC5JQ


CEPT VERABSCHIEDET MITTELWELLEN-EMPFEHLUNG

(rps)  Wir  berichteten am 9. Oktober: Eine Arbeitsgruppe  der
CEPT    -    also    der    europaeischen   Vereinigung    der
Regulierungsbehoerden  -  hatte  einen   konkreten   Vorschlag
ausgearbeitet,  dem Amateurfunkdienst den Frequenzbereich  472
bis  480 kHz mit einer Strahlungsleistung von maximal  5  Watt
EIRP  auf sekundaerer Basis zuzuweisen. Dieses Ergebnis  wurde
von  der deutschen Nationalen Gruppe zur Vorbereitung  der  im
Januar  2012 anstehenden Weltfunkkonferenz der Internationalen
Fernmeldeunion ITU unterstuetzt. Sie erinnern sich vielleicht:
Es  gab  in  diesem Gremium keinen Konsens, die befuerwortende
Position   der  Bundesrepublik  wurde  letztlich   gegen   den
Widerstand der Bundesministerien fuer Verteidigung und Verkehr
mehrheitlich beschlossen.

Vom  1. bis zum 4. November tagte nun im rumaenischen Bukarest
die  "Conference Preparatory Group" der CEPT - also  dasjenige
Gremium,  das  die WRC-2012 vorbereitet und die  europaeischen
Positionen fuer deren einzelne Tagesordnungspunkte verbindlich
festlegt.  Und  auch  hier  hat  der  Amateurfunkdienst  einen
grossen  Erfolg einfahren koennen: Man einigte  sich  naemlich
einstimmig  darauf, den Vorschlag der Arbeitsgruppe anzunehmen
und  zur  europaeischen  Position zu erheben.  Hinter  dem  so
genannten  "European Common Proposal" - kurz ECP - stehen  nun
insgesamt  48  Staaten,  die  auf  der  WRC-2012  entsprechend
verhandeln und abstimmen werden.

Es    sieht   also   gut   aus   fuer   die   Mittelwelle   im
Amateurfunkdienst.  Unser  Dank  geht  an  alle  europaeischen
Funkamateure,  die  sich  in  ihren  nationalen  und  auch  in
internationalen Gremien fuer dieses Ziel eingesetzt haben.


GRIECHENLAND TESTET SECHZIGMETERBAND

(rps)  In  einer Sache ist Griechenland unserem eigenen  Staat
unzweifelhaft   deutlich  voraus:  bei  der  Zuweisung   neuer
Amateurfunkfrequenzen.  Vor  wenigen  Tagen  wurde  dort   die
Genehmigung  erteilt,  auf der Kurzwellenfrequenz  5398,5  kHz
einen  Bakensender  in Morsetelegrafie zu betreiben.  Zwischen
19:00   und   06:00   Uhr  UTC  ist  die  Anlage   mit   einer
Senderleistung  von 30 Watt und einer nichtresonanten  Antenne
unter  dem  Rufzeichen SZ1SV aktiv - zurzeit  allerdings  noch
unter  Testbedingungen. Anfang 2012  soll  die  Bake  dann  im
Regelbetrieb laufen. Beobachten Sie die Frequenz vor allem zur
vollen Stunde und alle 15 Minuten danach.

Hintergrund:  Frequenzen  um fuenf Megahertz  eignen  sich  in
besonderer  Weise, ein Gebiet mit einem Durchmesser  von  etwa
500 bis 1000 Kilometern - also zum Beispiel das eigene Land  -
rund  um die Uhr sicher zu erreichen. Zum Einsatz kommen dabei
oft  Antennen,  die sich bewusst und gezielt  nicht  besonders
hoch  ueber  dem Erdboden befinden. Sie liefern  deshalb  eine
Steilstrahlung,   die  das  Gewuenschte  gewaehrleistet:   Das
Stichwort lautet NVIS - Near Vertical Incident Skywave.  Viele
Staaten  haben ihren Funkamateuren bereits die Nutzung  dieser
Frequenzen  erlaubt  -  etwa  Grossbritannien,  Kanada,   USA,
Finnland,   Island,  Norwegen,  Portugal,  Irland,  Daenemark,
Belgien,  Kroatien und viele andere - die Liste ist lang.  Nur
ein Land fehlt wieder einmal aufs Neue: Deutschland.


KOMMENTAR: DEUTSCHLAND VERABSCHIEDET SICH

(rps)  vom  Kurzwellenrundfunk. Das  Unvorstellbare  wurde  am
Abend des 29. Oktober Wirklichkeit: Die Deutsche Welle stellte
ihr  deutschsprachiges Rundfunkprogramm ersatzlos ein und  zog
sich  von  der Kurzwelle fast vollstaendig zurueck - nur  fuer
Afrika wird noch in wenigen Sprachen gesendet, vorlaeufig. Die
seit  Jahrzehnten  genutzte  Kultfrequenz  6075  kHz  im   49-
Meterband  schweigt - und seitdem sendet Radio  Vatikan  hier.
Nach  dem Rueckzug von allen deutschen Kurzwellensendezentren,
nach dem Komplettabriss der Sendefunkstelle Juelich, nach  der
Aufgabe   von   Relaisstationen  im  Ausland  und   nach   der
gnadenlosen inhaltlichen Reduktion des Programms war dies  nun
wohl der konsequente letzte Schritt.

Viel  ist  lamentiert worden: Von fahrlaessig ueber unmoeglich
bis  hin zu richtig und angemessen lauteten die Kommentare  in
den  Medien.  Fakt  ist jedenfalls, dass man  im  Ausland  nun
entweder    einen    Zugang    zum    Internet    oder    eine
Satellitenempfangsanlage    benoetigt,    will    man     sich
Informationen  direkt  aus  Deutschland  aktuell  und  schnell
beschaffen. Es wird auf jeden Fall teurer und komplexer. Klar,
die   heutige  Medienwelt  ist  umfangreicher,  flexibler  und
ansprechender  als die gute alte Kurzwelle  mit  ihrem  ewigen
Zischen  und Knacken. Es stellen sich in diesem Umfeld  Fragen
ueber   Fragen:   Stehen   die   hohen   Betriebskosten    der
Kurzwellenrundfunksender noch in einem akzeptablen Verhaeltnis
zu  den  ganz wenigen Leuten, die das heute noch hoeren?  Will
die  breite  Masse, wollen unsere Urlauber und  Dienstreisende
ueberhaupt  noch  serioese Information, wie sie  die  Deutsche
Welle  bis  vor einigen Jahren sendete? Lohnt das Ganze  noch?
Adobe  Flash ist eben doch moderner und attraktiver als  fuenf
Kilohertz Audiobandbreite mit Rauschen und Fading.

Aber - was ist der Preis? Der interessierte Buerger zahlt  mit
der     nicht    mehr    vorhandenen    Unabhaengigkeit    der
Informationsbeschaffung. Vorbei ist die Zeit  der  preiswerten
und  kleinen  autarken Weltempfaenger, die in  wirklich  jeden
Koffer  und  jede Reisetasche passten: Der Reisende  benoetigt
nun    den   oftmals   kostenpflichtigen   Zugang   zu   einem
vergleichsweise  gigantischen  Netz  von  Infrastruktur,   das
jederzeit manipuliert, zensiert und abgeschaltet werden  kann.
Und  die  Deutsche Welle? Sie bezahlt mit ihrer Katapultierung
ins    Bedeutungslose.    Sie    verliert    endgueltig    ihr
Alleinstellungsmerkmal: Sie ist jetzt nur noch ein Anbieter im
Internet  unter unzaehligen anderen - und hat damit vielleicht
ihr   endgueltiges   Ende  bereits  heute  eingelaeutet.   Sie
konkurriert  nun  mit  WDR, ZDF, Frankfurter  Allgemeine,  der
Sueddeutschen      Zeitung      und      vielen       weiteren
Informationsanbietern  im  Web.  Allenfalls  Deutsche-Welle-TV
kann  vielleicht im Ausland ueber Satellit punkten,  wenn  das
Hotel  den  Kanal  anbietet. Es ist fuer  mich  unbegreiflich,
warum sich die ARD-Anstalten nicht einmal darauf verstaendigen
koennen,     zumindest    ein    einziges    ihrer    diversen
Informationsprogramme  auf  einer  einzigen  Frequenz  im  49-
Meterband   mit  angemessener  Strahlungsleistung   europaweit
auszustrahlen.

Nun  denn,  nach  58  Jahren ist unser  Auslandsrundfunk  also
Geschichte - und die Funkamateure bleiben als einige der  ganz
wenigen   vollkommen  autarken  Senderbetreiber  uebrig.   Sie
benoetigen  nach wie vor keine komplexe Infrastruktur,  um  im
Ausland gehoert zu werden.

Vy 73,
Ralph, DC5JQ


Das war die heutige Folge von HamRadio 2day, die Sie in Packet-
Radio unter der Rubrik

                              AGZ

sowie auf unserer Internet-Website

                         www.agz-ev.de

nachlesen  und  auch in Digital Audio im MP3-  und  AAC-Format
hoeren koennen. Machen Sie's gut. Bis zur naechsten Ausgabe.

--

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Zukunft Amateurfunkdienst e.V.

  * Mit freundlicher Genehmigung der AGZ ins Packet-Radio uebernommen *

73 de Hans!
 


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