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(c) AGZ e.V. 2001-2010 DL: HamRadio 2day 358-2010
28. November 2010
Redakteur und Autor:
Ralph, DC5JQ
MITTELWELLE AUF DEM VORMARSCH
(rps) allerdings nur im Amateurfunk. Nun hat Spanien als ein
weiteres Mitgliedsland der Europaeischen Union den Zugang zum
500-Kilohertz-Band eroeffnet. So duerfen die Funkamateure
EA1AY, EA2HB, EA3CC, EA3WX, EA4BVZ und EA5DY im Bereich von
501 bis 504 kHz mit 5 Watt Ausgangsleistung senden. Dies
berichtet die Website der IARU-Region 1 und beruft sich auf
eine Meldung des spanischen Amateurfunkverbandes URE. Die
maximale Bandbreite der Aussendungen ist auf 100 Hertz
beschraenkt, womit sich natuerlich nur Morsetelegrafie oder
Datenfunk uebertragen laesst. Die Genehmigungen gelten
zunaechst bis zum 31. Mai 2011.
Auch in der Tschechischen Republik gibt es Fortschritte.
OK2BVG hat die Erlaubnis bekommen, ebenfalls zwischen 501 und
504 kHz mit 20 Watt ERP zu senden. Insgesamt haben damit elf
Staaten in der ITU-Region 1 die Moeglichkeit geschaffen,
Amateurfunk bei 500 kHz zu praktizieren. In der Schweiz und in
Oesterreich sind Sendungen durch Funkamateure hier bislang
leider ueberhaupt nicht zugelassen. In Deutschland gibt es nur
einige wenige Versuchsfunkgenehmigungen ausserhalb des
Amateurfunkdienstes. Zum Hintergrund: Wir Funkamateure
versuchen, auf der kommenden World Radio Conference WRC-2012
der Internationalen Fernmeldeunion ITU einen maximal 15
Kilohertz breiten Bereich auf der Mittelwelle als weltweite
Sekundaerzuweisung zu erhalten.
Quelle: USKA, Amateur Radio Newsline, IARU und RSGB
DER KOMMENTAR: RUECKTRITTE
(rps) hagelt es in Deutschlands groesstem Amateurfunkclub DARC
offenbar am laufenden Meter. Die Frage nach dem Warum liegt
natuerlich auf der Hand. Ist das vielleicht ein nach aussen
sichtbares Zeichen fuer ein im Innenverhaeltnis nicht mehr
konsensfaehiges Selbstverstaendnis? Ist man sich nicht mehr
einig, was Amateurfunk eigentlich dem Wesen nach darstellt -
oder muss ich sagen "noch" darstellt - und wie unser
Funkdienst in der Gesellschaft zukuenftig zu positionieren
ist?
Diese teilweise extrem Kraefte verzehrende
Selbstverstaendnisdiskussion begann bereits Mitte der
Neunziger Jahre - und zwar mit der Infragestellung der
Pruefung in Morsetelegrafie fuer den Zugang zur Kurzwelle und
mit der damals erstmals auch uns Funkamateure in direkter
Weise betreffenden elektromagnetischen Umweltvertraeglichkeit
- mit ihren Reizworten "Selbsterklaerung",
"Sicherheitsabstand" und "Nahfeldberechnung". Zwischen der
Einsicht in die notwendige Anpassung an eine sich politisch,
gesellschaftlich und technologisch immer schneller
veraendernde Welt und der kategorischen Ablehnung der
Beschaeftigung mit diesen Themen reichte damals die Spanne der
diametral aufeinanderprallenden Meinungen. Enorme
Reibungsverluste und persoenliche Anfeindungen waren die
Folge.
All das geschah damals noch in einer exzellenten finanziellen
Situation: Der DARC hatte 1995 mit ueber 60.000 Mitgliedern
sein Maximum erreicht, er vertrat mehr als Dreiviertel aller
Funkamateure in unserem Land und haette eigentlich Geld und
Personal genug gehabt, um diese Probleme konstruktiv
anzugehen. Doch das Gegenteil geschah - Oberhand gewannen
diejenigen Kreise, die eine Bewahrung alter Strukturen und
Inhalte wollten. Die Gruendung der AGZ als eigenstaendiger und
anders denkender Verein im August 1996 war hier das nach
aussen sichtbare Zeichen. Die Entwicklung hat uns seitdem
leider Recht gegeben. Schon damals diskutierten wir intern
kontrovers und heftig, ob Deutschlands groesster Verein von
innen heraus ueberhaupt reformierbar ist bzw. fuer die Zukunft
fit gemacht werden kann. Die Betonung lag dabei auf "von innen
heraus" - mit dem klaren Fokus auf dem so genannten
Amateurrat.
Nachdem nun auch Dr. Juergen Sturhahn, DL8LE, als
Vorstandsmitglied zum Ende des Jahres das Handtuch geworfen
hat, erscheint mir die Antwort "NEIN" auf die gerade gestellte
Frage immer wahrscheinlicher. OM Juergen ist mit seinem durch
berufliche Qualifikation gestuetzten Ziel, den Verein vor
allem auch finanziell fit fuer die Zukunft zu machen,
gescheitert. Seine Worte im Vorstandsblog sind deutlich: Nach
wie vor will der Amateurrat einen Gegenpol zum Vorstand
darstellen und ihm Steine in den Weg legen, anstatt an ein und
demselben Strang zu ziehen und sich auf seine eigentliche
Funktion als Kontroll- und Beschlussorgan zu beschraenken. Es
gibt wieder einmal aufs Neue keine von beiden Organen
akzeptiere Strategiediskussion fuer die Zukunft. DL8LE's
entscheidende Saetze lauten:
"Ich muss feststellen, dass ich mein selbst gestecktes
Ziel, den DARC dahin gehend zu veraendern, dass er
langfristig zukunftsfaehig bleibt, bisher nicht erreicht
habe und unter den aktuellen Rahmenbedingungen auch nicht
erreichen kann. Diesen Misserfolg einzugestehen, ist
sicherlich bitter."
und
"Fuer die konservativen Mitglieder im Amateurrat ist die
heutige Struktur heilig, man will bewusst keine
Veraenderung und torpediert auch kleine Entwicklungen hin
zu einer allmaehlichen Oeffnung oder Modernisierung der
Strukturen."
Das haette ohne jede Aenderung auch in das Jahr 1996 gepasst.
Nach dem Weggang von Walter Schlink im Fruehjahr, der
Beendigung der Taetigkeit von Christina Hildebrandt als
Justiziarin "im besten Einvernehmen", dem Ruecktritt des
Referenten fuer Notfunk und vieler anderer qualifizierter
Funkamateure in der juengeren und aelteren Vergangenheit
stellt sich zudem immer mehr die Frage nach der verbliebenen
Fachkompetenz und der Faehigkeit, die Interessen der
Funkamateure ueberhaupt noch professionell vertreten zu
koennen. Offenbar ist die Rutsche nach unten nicht mehr
aufzuhalten.
Was das mit der AGZ zu tun hat? Nichts. Aber es hat sehr viel
mit dem Amateurfunk in Deutschland insgesamt zu tun, sei er
nun vereinsgebunden oder nicht: Der Runde Tisch Amateurfunk
kommuniziert bekanntlich sehr gerne und bei jeder passenden
Gelegenheit seinen Alleinvertretungsanspruch, und der wird nun
einmal laut Geschaeftsordnung vom groessten Verein nahezu
alleine gepraegt. Die Situation geht uns deshalb alle an.
Einen schoenen ersten Advent.
Vy 73,
Ralph, DC5JQ
Das war die heutige Folge von HamRadio 2day, die Sie in Packet-
Radio unter der Rubrik
AGZ
sowie auf unserer Internet-Website
www.agz-ev.de
nachlesen und auch in Digital Audio im MP3- und AAC-Format
hoeren koennen. Machen Sie's gut. Bis zur naechsten Ausgabe.
--
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Zukunft Amateurfunkdienst e.V.
* Mit freundlicher Genehmigung der AGZ ins CB Packet-Radio uebernommen *
73 de Hans!
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